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Die Lindner-Lehfeldt-Schau
Es ist besser gar nicht zu heiraten, als schlecht
zu heiraten
Christa Tamara Kaul - 10.07.2022
 Besser
hätte sich das ein Satiriker kaum ausdenken können: Zwei ziemlich
bekannte Personen des öffentlichen Lebens, Christian Lindner und
Franca Lehfeldt, die beide ganz bewusst eine Kirchenmitgliedschaft
längst aufgekündigt haben, meinten anlässlich ihrer Hochzeit einen
Show-Lauf in einer Kirche zelebrieren zu müssen.
Mit dabei unter den mehr oder minder noblen Geladenen Peter
Sloterdijk („Das Christentum ist ein gescheitertes Projekt.“), der
die Rede (oder Predigt?) in der Kirche gehalten haben soll. Und
Dieter Nuhr, ein ebenfalls glühender (oder sollte es besser heißen:
beißender?) Kirchen- und Religionshasser, dessen Kennzeichnung von
Gott als „stalinistischem Säuberer“ – bezogen auf die Sintflut –
nicht gerade glaubenskonform, wenn allerdings dennoch ziemlich gut
ist. Und die alle meinten, eine echte Hochzeitsfete ohne Kirche is
nix?
Wer nicht gläubig ist, sollte nicht kirchlich heiraten, meinte dazu
Margot Käsmann in einem Artikel der Bild-Zeitung. Die frühere
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland kritisiert:
"Hier ging es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse.
Dazu aber sollte sich unsere Kirche nicht hergeben." Recht hat sie.
Denn zu einer solchen Zeremonie gehören immer zwei Parteien: die
Hochzeitswilligen und die jeweilige Kirchenleitung. Wer von der
St.Severin-Kirchenleitung auf Sylt war da denn von allen guten
Geistern verlassen worden, als dem geplanten Heiratszirkus der Segen
gegeben wurde? Da sollte die Ursache an diesem (zwar nicht monetär,
aber sonst wohl) eher billigen Spektakel nicht nur bei dem
bindungsuchenden Show-Paar gesucht werden.
Selbstverständlich hat auch ein Bundesfinanzminister das Recht auf
ein bisschen häusliches Glück. Und die Feier desselben. Gut, die
140-Gäste-Sause auf Sylt kann sich nicht jede/r leisten. Aber dafür
war auch so ungefähr die Hälfte der Berliner Promi-Blase auf
Deutschlands elitärster Insel versammelt und bespaßt worden. Und um
die Sicherheit musste sich das glamouröse Paar nicht kümmern. Die
Security-Aufgabe übernahm der öffentliche Dienst, also die
Steuerzahler/innen.
Ob das im Krisensommer 2022 wirklich so eine gute Idee war – man weiß
es nicht (letzteres, also die Verkündung des Nichtwissens, ist eine
der von Hochzeitsgast Dieter Nuhr am häufigsten verbreiteten
Erkenntnisse). Der evangelische Ethikprofessor Mathias Wirth
allerdings fand, dass dies eine "wenig sozial- und moralsensitive
Luxus-Trauung eines Ministers“ sei, der zeitgleich die Hartz-IV-Sätze
für Langzeitarbeitslose kürzen will. Nun ja, das Hochzeitspaar setzte
eben ganz neue Maßstäbe für eine „private Feier“.
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