::Startseite

::WortWerk

::blogSpott

::Impressum

::LiteraTour

::AugenBlick

::Adressen

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bernhard Bueb: Lob der Disziplin

 

 

Keine Bildung ohne Erziehung -

                                           Keine Erziehung ohne Disziplin

 

 

Von Christa Tamara Kaul      -     2007

 

 

Bernhard Bueb war über 30 Jahre Leiter der Schulen Schloss Salem. 2005 ging in den Ruhestand und zog eine Bilanz seiner pädagogischen Erfahrungen, die gleichzeitig eine Analyse der gegenwärtigen Bildungssituation in Deutschland ist. „Die Kunst der Erziehung haben wir verlernt“, ist sein wesentliches Fazit. „Es gibt keinen Konsens mehr darüber, wie man Kinder und Jugendliche erzieht, mit der fatalen Folge, dass viele Eltern verunsichert sind. An dieser Unsicherheit leiden Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.“ Allerdings liegt es eindeutig bei den Erwachsenen, diese verhängnisvolle Tendenz zu wenden. Und ein unverzichtbares Element dabei ist die Disziplin.

Einer seiner Kernsätze lautet: „Freiheit erwirbt man durch Disziplin.“ Denn Freiheit, so Bueb, ist mehr als Unabhängigkeit, sie bezeichnet den Willen und die Fähigkeit, sich selbst ein Ziel zu setzen, dieses Ziel an moralischen Werten auszurichten … Selbstbestimmung ist der Begriff dafür.“ Der Weg dahin führt über die Selbstdisziplin. Die Frage kann also nicht lauten „Frei wovon?“, sondern muss heißen „Frei wofür?“. Daraus folgt unausweichlich der Schluss, dass Erziehung immer eine Werteerziehung ist. Dabei gelten durchaus die Werte der Aufklärung, die aber nichts anderes als säkularisierte christliche Werte sind.

Wenn Bueb die Verquickung von Disziplin und Gehorsam einschließlich des Respekts vor Erwachsenen auf der einen Seite und der Selbstachtung der Kinder auf der anderen verlangt, fordert er einen schwierigen Spagat. Bueb sieht ihn aber, basierend auf der liebevollen Zuwendung und der Autorität der Erwachsenen, gelingen. Damit berührt er sicher eines der größten Probleme jeder Erziehung, denn nicht alle Pädagogen oder Eltern verfügen über eine aus der Persönlichkeit erwachsene Autorität. Wenn darüber hinaus keine tradierten Autoritätsmuster akzeptiert werden, wird es mit dem geforderten Respekt und der darauf beruhenden Disziplin um so schwieriger. Dann kommt es wohl zuerst einmal auf die Selbstdisziplin der Erwachsenen an.

 

Eindeutig fällt seine Fürsprache für die Verbindung von Familie und Beruf aus: "Wir haben den ersten Schritt getan und erziehen Mädchen für ein Leben im Beruf. Jetzt müssen wir auch den zweiten Schritt tun und den Frauen ermöglichen, ihren Beruf auszuüben. Frankreich kennt bereits seit 1880 die flächendeckende Versorgung mit Ganztagseinrichtungen vom ersten Lebensjahr an. Niemand wird Frankreich für ein familienfeindliches Land halten."

 

Alles in allem: Wer mit Kindern, Bildung und Erziehung zu tun hat oder sich dafür interessiert, kommt an einer Auseinandersetzung mit Buebs Thesen und seinem Plädoyer für eine Erziehung zu mehr Selbstdisziplin und Verantwortung nicht vorbei. 

 

Bernhard Bueb: Lob der Disziplin - Eine Streitschrift, List Verlag, 2006, ISBN 3-471-79542-1, 18,00 €

 

 

 

 

 

 

© Christa Tamara Kaul