Sabine
Bode: Die deutsche Krankheit - German Angst
Von den Wurzeln einer kollektiven Gemütslage
Christa
Tamara Kaul - 2007
Angst gehört
zu den wenigen Wörtern, die sich einen festen Platz in der englischen
Sprache erobert haben. Und als „German Angst“ gilt jene als typisch
deutsch eingeschätzte Stimmungslage aus Sicherheitsbedürfnis,
Weltschmerz und Zukunftsskepsis. Die Journalistin und Autorin Sabine
Bode hat sich um einen Erklärungsversuch dieses Phänomens bemüht und in
der jüngsten Geschichte einen wesentlichen Teil der Ursachen gefunden.
In ihrem zuvor veröffentlichen Buch hatte sich Sabine Bode bereits
ausführlich mit dem Schicksal der deutschen Kriegskinder befasst, ein
Thema, das erst in den letzten Jahren langsam öffentlich wurde. Diese
Kinder wurden im Krieg, besonders in den Bombennächten und durch Flucht
und Vertreibung mit schrecklichen Erlebnissen überhäuft. Sie haben tief
traumatisierende Erfahrungen gemacht, die sie aber in den
Nachkriegsjahren aus vielerlei Gründen mehr oder minder verdrängen
mussten. Doch die damals erlittenen Traumatisierungen sind nur
verschüttet, nicht überwunden und brechen vielfach wieder auf, wie immer
mehr Publikationen zeigen. Bode sieht nun in der so genannten German
Angst die Manifestation der vielen verdrängten individuellen
Traumatisierungen auf gesellschaftlicher Ebene. Wer als Kind das Grauen
und die existenzielle Bodenlosigkeit des Krieges erleben musste,
misstraut später grundsätzlich zunächst einmal allen Veränderungen und
Entwicklungen.
Um diese These zu stützen, hat Bode viele Menschen interviewt,
überwiegend solche, die heute über 60 Jahre und älter sind. Auch wenn
Peer Steinbrück, der deutsche Finanzminister, Jahrgang 1947 und damit
etwas jünger ist, waren ihm diese These und das Buch so wichtig, dass er
die Vorstellung des Buches im Herbst 2006 in Berlin übernahm.
Sabine
Bode: Die deutsche Krankheit - German Angst, Klett-Cotta, Stuttgart,
2006, ISBN 3-608-94425-7, 19,50 €