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Hund Katze Maus
Die Tierschau der Kunst
Christa Tamara Kaul | 12.04.2011
Mensch und Tier verbindet ein Jahrtausende altes Verhältnis. Jahrtausende der Freundschaft und der Ausnutzung, der göttlichen Verehrung und der grausamsten Misshandlung. Davon gibt die Kunst seit alters her ein ausdrucksstarkes Zeugnis. Tiere wurden in Felsen geritzt, gemalt, gefilmt und plastisch gestaltet - der genauen Beobachtung willen für diesen Zweck auch oft genug getötet. Ob van Gogh, Spitzweg, Delacroix oder Franz Marc - sie alle haben Tiere gemalt. Doch diese Werke sind - mit Ausnahme der Bilder von Franz Marc - nur verhältnismäßig selten zu sehen, erst recht nicht zusammengetragen in einer Ausstellung.
Franz Marc: Drei Katzen - 1913 Abb. Walraff-Richartz-Museum, Köln
Zwei Ausstellungen haben sich jedoch genau diesem Thema, Tiere in der Kunst, ausführlich gewidmet - und zwar die aktuelle Ausstellung im Kunsthaus Zürich (01.04. – 31.07.2011) mit dem effektiven Titel "Hundkatzemaus" ebenso wie die ein paar Jahre zurück liegende "Tierschau" von 2007 im Kölner Walraff-Richartz-Museum. Beide Veranstaltungen können zu Recht stolz auf die Fülle und Qualität der jeweils temporären Sammlung sein. Wobei einige unterschiedlich gesetzte Schwerpunkte durchaus bemerkenswert sind.
Kölns "Tierschau"
Die knapp hundertfünfzig Ausstellungsstücke der Kölner Schau boten mit einer einzigen Ausnahme alle gegenständliche, von Menschen gemalte Tierbilder. Zum großen Teil Werke von berühmten Künstlern wie Vincent van Gogh, Théodore Géricault oder eben Franz Marc.
Der deutsche Expressionist Franz Marc nimmt in Bezug auf die Tierthematik eine Sonderstellung ein. Sie war bestimmend für sein gesamtes Werk, und folglich sind seine Werke in einem solchen Ausstellungskontext ein "Muss". Tiere galten ihm als Metaphern einer Reinheit und Spiritualität, wie er sie Menschen nicht mehr zusprach. Bis heute erfreuen sich seine - in der Spätphase schon fast in der Abstraktion mündenden - Bilder sowohl der Wertschätzung der Kunstkritik als auch der unveränderten Beliebtheit des Publikums. Dementsprechend oft werden sie gezeigt.
Das gilt für die anderen Exponate nicht in diesem Maße. Um so erfreulicher, dass auch eher in der Vergessenheit versunkene, zu ihrer Zeit (neunzehntes Jahrhundert) jedoch sehr geschätzte Arbeiten zusammengetragen wurden. Etwa Gabriel von Max' etwas schrille Darstellung der „Affen als Kunstrichter“. Sehr zum Vorteil der Ausstellung. Denn sie werfen ein spezifisches Bild auf das jeweils zeitgemäße Verständnis sowohl der Kunst als auch des Tieres, was ja erklärtes Ziel der "Tierschau" war.
Gabriel von Max „Affen als Kunstrichter“ Abb. Walraff-Richartz-Museum, Köln
So werden bei den "Affen als Kunstrichter " dreizehn Affen zur Schau gestellt, die als Kritiker posieren und in dieser menschlichen Haltung die ganze Widerwärtigkeit sowohl ihres Affendaseins als auch die des Kunstkritikers plakatieren sollen.
Ein Bild allerdings bildete die große Ausnahme, da es ist abstrakt war. Vor allem aber zeigte es kein Tier. Es stammte es von einem Tier, und zwar von Congo, einem Schimpansen. Dieser hatte zeitlebens gemalt. Leider konnte er den finanziellen Erfolg seiner abstrakten Gouachen nicht (mehr) würdigen, die. postum bei einer Versteigerung im Londoner Auktionshaus Bonhams immerhin umgerechnet rund zwanzigtausend Euro einbrachten. Und damit einen höheren Preise als Werke von Andy Warhol bei der selben Auktion. Ein Affenrekord.
Eugène Delacroix: Spielender Tiger (1830) Abb. Walraff-Richartz-Museum, Köln
Die Kölner Tierschau führte das Publikum thematisch und chronologisch durch alle Epochen der Mensch-Tier-Geschichte. Wobei auch die Geringschätzung oder gar Missachtung des Tieres als Mitgeschöpf mit mehreren Gemälden belegt wurde. Ebenso scheußlich wie malerisch perfekt ein Bild des 16. Jahrhunderts, auf dem ein Hund aufgespießt und langsam zu Tode gequält wird - auf dem Jahrmarkt zur Belustigung des zahlenden Publikums. Diese öffentlich offenkundigen Tierquälereien haben in der Moderne zwar keine Konjunktur mehr. Was aber noch lange nicht bedeutet, dass dem Tier heutzutage tatsächlich die angemessene Wertschätzung und Achtung entgegengebracht wird. Die Tierquälereien sind nicht mehr öffentlich, sondern werden einem in weiten Teilen gedankenlosen Publikum gut getarnt verkauft.
Zürichs Hundkatzemaus
Gut getarnt etwa in Suppendosen und Corned-Beef-Konserven. Oder mit dem Hund als modischem Accessoire. Hier setzt das Kunsthaus Zürich mit seiner aktuellen Ausstellung "HundKatzeMaus" nachdenkenswerte Akzente. Auch die HundKatzeMaus-Schau gibt einen Überblick über das Mensch-Tier-Verhältnis von der Antike bis heute. Allerdings steckt sie den Rahmen etwas weiter, auch und gerade unter zeitgenössischen Aspekten.
Zu den eher bescheidenen Hauptdarstellern der künstlerischen Menagerie gehört der Esel. Besonders in den religiösen Bildern der vergangenen Jahrhunderte taucht er immer wieder auf, nicht zuletzt in Krippenbildern, in Abbildungen der Flucht nach Ägypten und dem Einzug Jesu in Jerusalem. Bei dem in Zürich gezeigten Werk des Renaissance-Malers Adriaen Isenbrandt, die "Flucht nach Ägypten" von 1525, auf dem Maria mit dem Jesuskind auf dem Rücken eines Esels zu sehen ist, symbolisiert er einerseits die Armut, verweist aber andererseits gleichzeitig auf die spirituelle Macht, die wesentlich für die Selbstsicht des Christentums ist.
Dass Pferde im Kontext einer solchen Ausstellung nicht
fehlen dürfen, liegt auf der Hand. Auf einem der Werke im Kapitel
"Hoch zu Ross" führt ein nackter Junge auf dem ungesattelten Rücken
eines stattlichen weißen Pferdes die Phalanx der Pferdebilder an. Der
Schweizer Maler Rudolf Koller hat seinen "Jungen mit Schimmel" von
1872 an ein Seeufer reiten lassen, lässt das Pferd dort tänzeln und
sich dabei der Regie seines jungen Reiters unterordnen. Dass dieser
dabei die Siegerfaust in die Höhe reckt, lässt erkennen, dass hier
ein Tier als Statussymbol benutzt wird.
Wallraf-Richartz-Museum, Köln Kunsthaus, Zürich
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© Christa Tamara Kaul